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Sonntag, 15. Juli 2007

Klage gegen Gott

Da hat doch jemand in Rumänien versucht Gott zu verklagen. Gott hätte den Kläger nicht vor dem Bösen bewahrt, obwohl er durch die Taufe einen Vertrag mit dem Beschuldigten eingegangen sei. Aber die Klage wurde abgewiesen, da Gott keine juristische Person sei und keine Adresse habe.

Nachdem ich das hörte, versuche ich es auch mal mit einer Klage. Denn der Beschuldigte hat mich jahrelang hinters Licht geführt, bis ich endlich den Vertrag auflöste. Dabei sollte ich doch gerade bei ihm Erleuchtung finden. Und bei der Auflösung verlangten die kleinen Behördenwichte auch noch extra 30 €, obwohl Gott bis dato schon ein Vermögen erhielt.

Schon als Kind wunderte ich mich über die Vertretung dieses Herrn. Dieser in schwarzer Robe gekleidete Typ, der ermahnend predigte wie wir uns betragen sollen und mich auf der Anklagebank immer zum schlafen brachte. Nein, diese Typen haben wirklich nichts mitzuteilen.

Vor kurzem erblickte ich im Fernsehen noch schrägere Gestalten. Sie nennen sich Pflingstler, Evangelikaner oder Freikirchler. Leider sind die nicht so harmlos wie der Prediger aus meiner Kindheit und einschlafen in der letzten Reihe wird bestimmt nicht nur belächelt, sondern bestraft. Ein Kind ist chancenlos dem zu entkommen. Dann behaupten die auch noch den einzig „wahren“ Gott zu kennen. Oh Gott, hatte ich vielleicht mit dem falschen Herrn einen Vertrag abgeschlossen? Ich weiß bloß noch nicht, wer von denen den „wahren Gott“ kennt. Das Angebot ist groß. Das ist ja wie mit Versicherungen. Jeder erzählt dir etwas anderes, behaupten das Beste anzubieten und eh du dich versiehst, ziehen sie dir dein Geld aus der Tasche und am liebsten deine Anschauung gleich mit.

Ich glaube, bei so vielen verschiedenen „wahren“ Göttern reicht eine Klage nicht. Denn verklage ich Einen, fühlt sich ein Anderer vielleicht diskriminiert. Aber ich hab ja einen Kopierer.

Der Mensch hat zwei Beine und zwei Überzeugungen: eine wenn es ihm gut geht, und eine, wenn es ihm schlecht geht. Die letztere heißt Religion. (Kurt Tucholsky)

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